Flüchtlinge: Familiennachzug und psychologische Hilfe im Fokus

Bild: Zwei Männer in Anzügen Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig (links) konnte jetzt den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU im Düsseldorfer Landtag, André Kuper, in Paderborn begrüßen. cpd/Sauer Paderborn, 04. August 2016 (cpd). Im April dieses Jahres hatten sich die CDU-Landtagsfraktion und die Diözesan-Caritasdirektoren in NRW zu einem „Spitzengespräch“ getroffen – jetzt setzte André Kuper, stellvertretender Vorsitzender der CDU Landtagsfraktion für die Fachbereiche Flüchtlingspolitik, Integration, Sport sowie Kommunales, den Austausch „in kleiner Runde“ fort. In Paderborn ging es beim dortigen Diözesan-Caritasverband vor allem um drängende Themen wie die Versorgung und Betreuung von Flüchtlingen. Gemeinsam mit Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig und Marie-Luise Tigges, Leiterin des Referates Integration und Migration, wurden u. a. die Schwierigkeiten diskutiert, die es zurzeit im Rahmen des Familiennachzuges gibt. Für viele Flüchtlinge sei dies das alles beherrschende Thema. „In Sorge um zurückgelassene Familienangehörige kehren sogar einige Flüchtlinge wieder in ihre Herkunftsländer zurück, um Angehörigen beizustehen“, berichtete Tigges.

Positiv wurde in der Diskussion festgestellt, dass sich die Parteien in NRW über die grundsätzlichen Themen zu Migration und Integration einig sind. Daher seien Diskussions- und Verhandlungsprozesse einfacher zu gestalten, als dies in anderen Bundesländern der Fall ist. Viele neue Stellen sind in der Flüchtlingshilfe in NRW geschaffen worden – und hier zeigt sich für die Caritas eine neue Problematik. „Vor allem auf Grund der Befristung dieser Stellen bis Ende 2017 ist es schwer, qualifiziertes Personal zu gewinnen“, erklärte Diözesan-Caritasdirektor Lüttig. „Hier wäre eine Befristung über einen längeren Zeitraum hilfreich, um eine gewisse Kontinuität und Nachhaltigkeit erzielen zu können.“

Marie-Luise Tigges berichtete über die starke Nachfrage nach psychologischer Hilfe in Bezug auf das Psychosoziale Zentrum in Paderborn. „In ganz Ostwestfalen-Lippe gibt es insgesamt nur zwei Zentren, was mit Blick auf die Vielzahl an traumatisierten Flüchtlingen nicht ausreichend ist“, so Frau Tigges. Auch hier sei die Personalgewinnung auf Grund der geringen Pauschalen ein gravierendes Problem. Im Erzbistum Paderborn hat der Diözesan-Caritasverband das Budget des Psychosozialen Zentrums mit erheblichen diözesanen Mitteln aufgestockt, um dieses so wichtige Angebot an den Start bringen zu können.

Einig waren sich die Teilnehmer über die Bedeutung des Ehrenamtes in der Flüchtlingshilfe. „Ohne die tatkräftige Unterstützung im Haupt- und Ehrenamt des letzten Jahres hätten wir die Herausforderungen nicht gestemmt“, so André Kuper. CDU und Caritas plädieren für eine Begleitung von Ehrenamtlichen. „Sie setzen sich intensiv für ihre Mitmenschen ein und bewirken auf diese Weise viel Gutes“, sagte Marie-Luise Tigges. Gleichzeitig müssten Ehrenamtliche lernen, Grenzen zu akzeptieren. „Die eigenen Grenzen, die Grenzen der Flüchtlinge und auch die Grenzen der Gesetze.“ Insgesamt seien gerade im ländlichen Bereich viele bemerkenswerte Initiativen entstanden. Marie-Luise Tigges betonte, dass es jetzt darum gehen müsse, Strukturen zu schaffen und vorhandene gegebenenfalls zu korrigieren.

In der Integrationsarbeit würden die örtlichen Migrations-Fachdienste zunehmend mit gesamtgesellschaftlichen Themen konfrontiert, die häufig in Verbindung mit der Flüchtlingssituation gebracht werden. Die Mitarbeiter seien daher auch im Sozialraum aktiv, leisteten Beiträge, um Diskriminierungen abzubauen oder Werte zu vermitteln. Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig betonte, dass die vor einigen Jahren vorangebrachte interkulturelle Öffnung gerade jetzt eine besondere Notwendigkeit erhalte. „Der Flüchtlingszuzug beinhaltet auch eine Chance für jeden einzelnen, sich mit der eigenen Lebenswirklichkeit in einer globalisierten Welt auseinanderzusetzen.“ Beide Seiten waren sich abschließend einig, dass Integration auch weiterhin ein Top-Thema sein wird und daher auch die Zusammenarbeit weiter vertieft werden soll.