Malteser geben Erstorientierungskurse

Wichtiges Thema: Uhrzeiten und deren Aussprache wird vermittelt. Buttchereit Paderborn, 27. Februar 2018. Wie lange dauert es mit dem Bus von Hövelhof nach Salzkotten zu fahren oder nimmt man besser die Bahn? Welches Verkehrsmittel ist günstiger? Fragen, die sich jeder mit einem Blick auf Fahrpläne und Tarife schnell erschließen kann. Aber wie geht es jemanden, der weder die deutsche Sprache noch den regionalen Nahverkehr mit all seinen Besonderheiten versteht? Orientierung vor Ort, Verkehr und Mobilität ist nur einer von insgesamt sechs Themenbereichen, die die Malteser in Paderborn im Rahmen ihres Erstorientierungskurses (EOK) für Flüchtlinge mit unklarer Bleibeperspektive vermitteln. Zielgruppe sind Asylbewerber, die bereits einen Asylantrag gestellt haben, aber noch keinen Bescheid erhalten haben oder bei denen aufgrund ihrer Nationalität nicht sicher ist, ob ihr Antrag positiv beschieden wird.  

Susanne Günter von den Maltesern leitet den Kurs, der insgesamt 300 Unterrichtseinheiten umfasst. Seit Februar 2017 besuchen im Schnitt 10 bis 15 Flüchtlinge mit unterschiedlicher Vorbildung und Herkunft den Kurs. Sie treffen sich an drei Vormittagen in den Räumen des Integrationsbüros in der Bahnhofsstraße 27 a. Die Teilnehmer kommen unter anderen aus Nigeria, der Mongolei, dem Libanon und Afghanistan. Ihr Lehramtsstudium helfe, berichtet Susanne Günter, dennoch fängt man bei den meisten Dingen ganz von vorne an. Insbesondere bei der Wertevermittlung. Ein Thema, das auch dem Bundesamt für Migration und Flüchtlingen (BAMF) als Finanzierer der Kurse, besonders wichtig ist. So ist einzig das Modul Wertevermittlung verpflichtend. Fünf weitere Bereiche wählen die jeweiligen Kursleiter aus. Da geht es um Arbeit, Einkaufen, Mediennutzung, Gesundheit und medizinische Versorgung sowie Wohnen und den Alltag in Deutschland.

Fatih Yagar (rechts) hilft bei der Entschlüsselung des Bus-Fahrplanes. Buttchereit „Die Kursteilnehmer nehmen jede Information, jede Hilfestellung dankbar an. Besonders, weil wir hier so praxisnah arbeiten. Wir gehen dann gemeinsam zum Bahnhof, studieren den Fahrkartenautomat oder holen uns Infos am Serviceschalter“, schildert Susanne Günter einen Ausflug in der letzten Woche. Unterstützt wird sie einmal die Woche von Fatih Yagar, der als Malteser-Bildungspate neben seinem Lehramtsstudium ehrenamtlich als Co-Teacher einspringt. Fatih Yagar ist wie Susanne Günter bereits seit 2016 in der Flüchtlingshilfe tätig und hat durch seinen eigenen Migrationshintergrund und zusätzliche Sprachkenntnisse einen guten Zugang zu den Teilnehmern.

Bei der offensichtlichen Anstrengung, die es manchen Teilnehmern bereitet, dem ausschließlich in deutscher Sprache stattfindenden Kurs zu folgen, kommt der Spaß nicht zu kurz. Kleinere Verständnisschwierigkeiten werden mit Humor genommen und meist schnell geklärt. „Wir möchten hiermit auch ein Stück Willkommenskultur leben und jedem zeigen, dass er angenommen wird,“ sagt Malteserin Susanne Günter auf die Frage nach ihrer Motivation und Fatih Yagar schließt sich an: „Wir können hier alle nur gewinnen!“