Interreligiöser Dialog
In der Zeit allgegenwärtiger terroristischer Bedrohung wächst die Sehnsucht nach Frieden und Verständigung. Angesichts von immer wieder religiös motivierter Gewalt in den unterschiedlichsten Formen haben inzwischen viele Menschen erkannt, dass die Verständigung der Religionen ein wichtiger Baustein in allen Friedensbemühungen ist. Je gemischter Gesellschaften in ethnischer und religiöser Hinsicht werden, desto größer ist die Notwendigkeit der Verständigung auch unter den Religionen.
Der interreligiöse Dialog will hier Brücken bauen. Er dient vor allem dazu, andere Religionen besser kennenzulernen und ihnen respektvoll zu begegnen. Der Dialog baut darauf, dass unterschiedliche Menschen sich immer positiv etwas zu sagen haben und voneinander lernen können.
Dabei geht es nicht darum, theologische Kompromisse zu suchen. Auch geht es nicht um das Aufspüren einer allen zugrunde liegenden Wahrheit. Theologische Positionen sind zwischen verschiedenen Religionen in der Regel nicht zu vermitteln. Nach dem Selbstverständnis der meisten Religionen sind theologische Erkenntnisse kein Inhalt von Verhandlungen und Kompromissen.
In Deutschland gibt es verschiedene Dialog-Kreise von der Bundesebene bis in die Kommunen und Kirchengemeinden. Vor allem auf den unteren Ebenen dienen diese Kreise dem wertschätzenden Umgang miteinander und dem direkten Kennenlernen. Ein gemeinsames Eintreten für ein friedvolles Miteinander ist die beste Gewähr dafür, dass der Frieden eine Chance hat und dass es dem Terror nicht gelingt, die Menschen auseinanderzutreiben.
Viel hängt daran, wie gut die Akteure vor Ort sich kennen und schätzen. Deshalb sollten die Vertreter beispielsweise der Kirchengemeinden den direkten Kontakt mit den örtlichen Moscheegemeinden, mit jüdischen Kultusgemeinden und den örtlichen Vertretern anderer Religionsgemeinschaften suchen.
Nach einem persönliche Kennenlernen und Besprechen möglicher Aktionen sollten dann Veranstaltungen geplant werden, zu denen möglichst viele Menschen eingeladen werden. Besuche der jeweiligen Kirchen, Moscheen, Synagogen und Tempeln sind Angebote, die von vielen Menschen geschätzt werden, haben doch Außenstehende oft den Eindruck, dass die Gotteshäuser für sie verschlossen sind oder sie trauen sich nicht hinein, weil ihnen das Wissen um das rechte und angemessene Verhalten fehlt. Das Kennenlernen der jeweiligen Gotteshäuser und die Erklärung der Besonderheiten lässt das Verständnis füreinander wachsen und Ängste schwinden.
Eine eigene Frage ist die des multireligiösen Gebets. Seit der ersten Einladung von Papst Johannes Paul II. zum Friedensgebet nach Assisi 1986 gibt es auf verschiedenen Ebenen ähnliche Veranstaltungen. Die Deutschen Bischöfe haben dazu eine Empfehlung herausgegeben. Bei diesen Gebeten sollte man darauf achten, dass die verschiedenen Religionsgemeinschaften in ihrer Weise zu Gott beten und es nicht gemeinsam tun. Das Anliegen des Friedens, in dem sie sich vereinen, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eben doch verschiedene Religionen sind und man nicht einfach "zum selben Gott" betet. Das wird den verschiedenen Religionen und ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht. Solche Gebetstreffen stärken aber den in allen Religionen angelegten Willen zum Frieden und zur Verständigung.
Der Friede bedarf des Respekts und der Wertschätzung des anderen und seiner Traditionen. Das geht aber nicht, ohne den anderen zu kennen und zu erkennen, dass auch der andere es ernst meint mit seinem Glauben und mit seinem Willen zum Frieden. Um das zu erreichen, ist der interreligiöse Dialog unverzichtbar.
Im Erzbistum Paderborn gibt es in vielen Städten unter Beteiligung katholischer Gemeinden gelungene Beispiele der Begegnung und des Dialogs auf Augenhöhe:
Friedenslicht der Religionen und andere Aktionen des Arbeitskreises Religion und Integration Dortmund