Aktiv für Flüchtlinge

Dortmund, 27. Juni 2018 (pdp). Beim Umgang mit Flüchtlingen stehen in Europa derzeit die Zeichen eher auf Abschiebung und Abschottung. „Umso wichtiger erscheint es mir, dass wir Christen eine Konstante bilden und nach wie vor für unsere Nächsten da sind“, sagt Erzbischof Hans-Josef Becker und lädt Ehrenamtliche aus der Flüchtlingshilfe am 8. September zu einem Tag mit Impulsen und Workshops nach Dortmund ein.

Das gesamte Programm sehen Sie hier im Flyer.

Anmeldung:
Anmeldeschluss ist der 24. August 2018

Sehen Sie hier nähere Beschreibungen zu den einzelnen Workshops:

1
Schnittstelle Hauptamt / Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe
(Heribert Krane, Referat Migration, Asyl und Partizipation, DiCV)
Konflikte zwischen Ehrenamt und Hauptamt - zwei Seiten, die engagiert in der Flüchtlingshilfe tätig sind - sind vielseitig und resultieren oft aus mangelnder gegenseitiger Anerkennung, unklaren Zuständigkeiten und Machtkämpfen. Hauptamtliche sind die ‚Profis‘, aber Ehrenamtliche beanspruchen für sich auch eine gute Arbeit zu leisten, vor allem dort, wo die Professionellen die sozialstaatlichen Aufgaben nicht schaffen. Im Workshop wird Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen unter die Lupe genommen, um gemeinsam zu erarbeiten, wie die Zusammenarbeit verbessert werden kann und wie eine gute Arbeitsteilung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, in der beide Seiten die jeweils andere als hilfreich und bereichernd empfinden, aussehen kann.

 

2
Integration Geflüchteter in Arbeit und Ausbildung – Praktische Erfahrungen eines engagierten Unternehmers
(Martin Hölscher, Dortmund)
Zwar sind noch viele dicke Bretter zu bohren, doch selten waren die gesetzlichen Vorschriften so günstig wie zum gegenwertigen Zeitpunkt, wenn es darum geht, geflüchtete Menschen mit dem deutschen Arbeitsmarkt in Kontakt zu bringen. Immer mehr Flüchtlinge finden Möglichkeiten und Wege, um einen geregelten Tagesablauf zu haben, das tägliche Brot aus eigener Kraft zu verdienen und ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Dafür brauchen wir neben günstigen politischen Bedingungen nicht zuletzt engagierte Unternehmer mit gesellschaftlicher Verantwortung.

Sowohl repräsentative Studien als auch Statistiken der Agentur für Arbeit belegen ein Umdenken in der Politik und bei den Unternehmen: Immer mehr Unternehmer sind bereit, Flüchtlingen eine berufliche Chance zu geben. Wichtige Fragen, die die Unternehmer beschäftigen, müssen ernst genommen werden. Verbesserung der Sprachkenntnisse, der Abbau des bürokratischen Aufwands, verbesserte Anerkennung ausländischer Qualifikationen, mehr Informationen über Förderangebote, Anreize für Arbeitgeber, sind nur einige der verbesserungswürdigen äußeren Rahmenbedingungen.

Martin Hölscher, Unternehmer mit Herz und Courage aus Dortmund lädt Sie zur Teilnahme an seinen Erfahrungen bei der Integration von Flüchtlingen durch Praktika, Ausbildung und regulärer Beschäftigung ein. Neben Türöffnern stehen auch Stolpersteine und gruppenspezifische Herausforderungen auf der Tagesordnung. Diskutieren Sie mit und erfahren Sie, was es heißt, Unternehmer mit Haltung zu sein; welche internen Abläufe eine Rolle spielen, warum die Belegschaft rechtzeitig ins Boot zu holen ist, oder welche behördlichen Hürden zu nehmen sind. Schließlich kommt Ihnen, als ehrenamtliche Akteure, eine zentrale Rolle zu.

 

3
Asylrecht: komplex, stets aktuell und Spiegel der Lebenswirklichkeit
(Rechtsanwalt Manuel Kabis, Dortmund)
Ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge ist Teil des Engagements, das unsere Gesellschaft zusammenhält. In kaum einem anderen Tätigkeitsfeld werden die Helfer und Betreuer aber mit so vielen komplexen Rechtsvorschriften, teils als abweisend empfundenen Verwaltungspraktiken und sich beständig wandelnden rechtlichen Grundlagen konfrontiert wie im Asyl- und Flüchtlingsrecht. Grundkenntnisse der gesetzlichen Regeln stärken die eigene Position und das Selbstbewusstsein im Umgang mit Behörden, vermeiden Fristversäumnisse und geben den Geflüchteten Halt. Die Arbeitsgruppe soll Orientierung geben zu Fragen des materiellen Flüchtlingsrechts (wer wird warum als Schutzberechtigter anerkannt?), des Verfahrensrechts sowie des Aufenthaltsrechts und des Rechts des Familiennachzugs. Rechtsanwalt Manuel Kabis aus Dortmund ist seit 26 Jahren im Bereich des Migrationsrechts sowie der Fortbildung und Schulung tätig.

 

4
Traumasensible Haltung in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe
(Britta Langner / Elisabeth Montag, CV Detmold)
Verfolgung, Krieg, Flucht… Viele Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, haben Schlimmes erlebt. Fachleute gehen davon aus, dass über die Hälfte der Flüchtlinge traumatisiert sein können. Daraus ergeben sich Fragen: Was ist ein Trauma? Kann ich erkennen, ob jemand traumatisiert ist? Worauf muss ich im Umgang mit Flüchtlingen achten, welche Haltung nehme ich gegenüber traumatisierten Flüchtlingen ein? Wie kann ich mich vor eigener Überlastung schützen? Dieses sind nur einige Fragen mit denen sich Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit konfrontiert sehen.

Im Workshop sollen zunächst ganz allgemeine Informationen zum Thema Trauma vermittelt werden. Daraus ergeben sich dann Ansatzpunkte für die Entwicklung einer traumasensiblen Haltung. Abschließend geht es um Möglichkeiten, sich selbst vor Überlastung in der ehrenamtlichen Arbeit zu schützen.

 

5
Chancen, Grenzen und Herausforderungen der „freiwilligen“ Rückkehr für alle beteiligten Akteure
(Linda Gensch, CV Dortmund / Doris Holtkamp und Anja Müller, Malteser Werke)
In diesem Workshop lernen die Teilnehmer/innen die Rückkehrberatung des Caritasverbandes Dortmund kennen. Außerdem wird die Arbeit der Malteser Werke gGmbH in einer Landeseinrichtung zum Thema Rückkehr und Reintegration vorgestellt. Zahlreiche Praxisbeispiele im Kontext von Flüchtlingsbetreuung, professioneller Rückkehrberatung und ehrenamtlichem Engagement machen „Rückkehrberatung“ multiperspektivisch erlebbar. Die Teilnehmer/innen erhalten einen plastischen Eindruck von den Sorgen, Ängsten und Hoffnungen Geflüchteter, sowie Möglichkeiten und Perspektiven der bestehenden Unterstützungsstrukturen. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit sich mit dem Thema der freiwilligen Rückkehr kritisch auseinanderzusetzen, allgemeine Informationen zu erhalten und sich auszutauschen.

 

6
Wie reagiere ich am besten auf ausländerfeindliche und populistische Parolen? Einführung mit Trainingselementen
(Dr. Andreas Fisch, Kommende)
Praktische Einführung, wie man klug reagiert, wenn in unterschiedlichen Kontexten (in Arbeitsbeziehungen, auf der Straße, unter Freunden, auf Familienfeiern, im Publikum, …) offen oder unterschwellig Vorbehalte gegenüber Ausländern und Flüchtlingen geäußert werden. Möglichkeiten und Fallstricke werden deutlich. Innerhalb der Einführung kann in einzelnen Übungen trainiert werden, wie aus diesen Extremsituationen mit zum Teil aggressiven Auseinandersetzungen konstruktive Gespräche resultieren (können), aber auch wie Demagogen angemessen Schranken gesetzt werden. Als Exempel dienen Beispiele der Teilnehmenden.

Dr. Andreas Fisch leitet den Fachbereich Wirtschaftsethik im Sozialinstitut Kommende Dortmund. Als Migrationsexperte war er Gastredner im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg, Berater des Deutschen Caritasverbandes (DCV) in Freiburg zu Fragen illegaler Migration und hat diverse Lehraufträge an Universitäten und Fachhochschulen wahrgenommen (Berlin, Bochum, Mainz, Münster, Dortmund). Promoviert hat er über humanitäre und wirtschaftliche Aspekte illegaler Migration. Stets verbindet er bei der Aufarbeitung kontroverser Themen wissenschaftliche Reflexionen mit Anforderungen aus der Praxis.

Neueste Veröffentlichung: Zuflucht – Zusammenleben – Zugehörigkeit? Kontroversen der Migrations- und Integrationspolitik interdisziplinär beleuchtet (Reihe Forum Sozialethik 18), hg. von Andreas Fisch, Myriam Ueberbach, Prisca Patenge, Dominik Ritter, Münster 2017

 

7
Integration durch Bildung vor Ort
(Udo Reineke, Integration und Kultur in der KEFB)
Sie haben einen Bedarf und eine Idee? Wir haben Referenten, Finanzen und Räume! Eine Stärke der KEFB ist die Schaffung passgenauer Bildungsangebote in Kooperation mit Betroffenen und Zielgruppen. An unseren Standorten in Dortmund, Bielefeld, Paderborn, Arnsberg und Olpe sind wir mit unserem neuen Schwerpunkt Integration und Kultur nah an Sozialraum und Gemeinde. Begegnungen zum interkulturellen Austausch, von Ehrenamtlichen geleitete Sprachkurse, Ausbildung und Förderung von Ehrenamtlichen, Engagement von Zuwanderern für Zuwanderer … und die Umsetzung ihrer ganz konkreten Bildungsideen. Der Workshop stellt Angebote vor und entwickelt zusammen mit Ihnen Ideen für die Arbeit vor Ort.

 

8
Christlich-muslimischer Dialogbegleiter sein - Praxistipps
(Eva-Maria Leifeld, Diözesanbeauftragte für den christlich-islamischen Dialog)
Im Erzbistum Paderborn sind christliche und muslimische Jugendliche zu Dialogbegleitern ausgebildet worden. Im Workshop berichten Sie und die Ausbildungsleiterin Eva-Maria Leifeld, als Referentin für interreligiösen Dialog im Erzbistum, von praktischen Dialogerfahrungen, wie sich christlich-muslimische Dialogprojekte anbahnen lassen und was bei der Planung und Durchführung zu beachten ist (Zeitpunkt, Thema, Kooperationspartner, Verpflegung etc.). Anschließend gibt es Zeit für Rückfragen.

 

9
Flucht und Kriminalität – zwischen Ressentiments und realen Problemlagen
(Dr. Christian Walburg, Münster)
Fragen der Kriminalitätsentwicklung und der Beteiligung von Zuwanderern an Straftaten haben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder die Integrationsdebatten geprägt. Zuletzt war dies insbesondere nach den Übergriffen in der Silvesternacht 2015/16 am Kölner Hauptbahnhof der Fall. Öffentliche Diskurse zu Migration, Flucht und Integration werden besonders emotionsgeladen geführt. Das Thema Kriminalität steht bei Stimmungsmachern seit jeher hoch im Kurs.

Auch wenn Deutschland auch „nach Köln“ weiterhin ein sehr sicheres Land ist und kein Anlass zu Dramatisierung besteht, sind mit dem Zuzug einer großen Zahl an Schutzsuchenden in sehr kurzer Zeit auch einige ganz reale Problemlagen und Herausforderungen verbunden. Zu deren Einordnung sind objektive Erkenntnisse aus der Forschung hilfreich. Dr. Christian Walburg, Kriminalwissenschaftler an der Universität Münster, kennt die Statistiken zur Verbreitung von Kriminalität unter Flüchtlingen ebenso gut wie die Erklärungsansätze und Strategien zur Prävention.

In diesem Workshop geht Dr. Walburg mit Ihnen Fragen nach, die den meisten Menschen auf der Seele brennen und die Medien beherrschen: Werden Flüchtlinge häufiger straffällig als Deutsche? Beeinflusst die ethnische/religiöse Herkunft das Begehen von Straftaten? Tendieren Menschen mit bestimmten Migrationsmotiven eher zu Straftaten? Welche Faktoren begünstigen die Kriminalität? Was kann unternommen werden, um ein Abrutschen unter Flüchtlingen in Kriminalität zu verhindern? Werden ausländische Tatverdächtige eher angezeigt als deutsche? Sind Ausländer mit abweichendem Verhalten integrierbar? Welche Rolle spielen die Medien? Nutzen Sie die vielleicht einmalige Gelegenheit und diskutieren Sie mit dem Experten über Erfahrungen und Sorgen aus Ihrem Alltag!

 

10
„Wir schaffen das! Schaffen wir das?“ Best-practice-Beispiele ehrenamtlicher Flüchtlingsarbeit.
(Brigitte und Dr. Alfons Goris, Caritaskonferenz Kreuztal)

Die Caritas hilft Menschen in sozialen und finanziellen Notlagen unabhängig von Herkunft und Religion. Sie erfüllt diesen Auftrag in der Hoffnung, zu einem Leben in Solidarität und Gerechtigkeit beitragen zu können. Schon seit längerem unterhält die Caritaskonferenz in Kreuztal u. a. eine Kleiderstube und führt Konversationskurse für Migranten durch.

Mit dem Zustrom von Flüchtlingen Ende 2015 wurden diese Aktivitäten deutlich verstärkt und zudem um ein „Café International“ – ein Ort der Begegnung für alle, die sich für einen Austausch mit Flüchtlingen interessieren – erweitert. Damit das gelingen konnte, musste die Zahl der Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler erheblich gesteigert werden. Das gelang zum einen durch Vernetzung mit der benachbarten Caritaskonferenz und der evangelischen Kirchengemeinde, zum anderen durch eine zusätzliche „Aquirierung“ von Helferinnen und Helfern. „Gerade in Zeiten, in denen antidemokratische und menschen­verachtende Parolen deutlich vernehmbar werden, müssen wir zeigen, dass es auch anders geht“, so die einhellige Meinung der Ehrenamtlerinnen.

Der Workshop stellt die konkrete Umsetzung vor Ort vor und zeigt die Aktivitäten in der Kleiderstube, in Konversationskursen und im Café International auf und will mit Ihnen über Best-Practice-Beispiele in Ihren Gemeinden diskutieren.

 

11
Und wer ist mein Nächster? Bruder-und-Schwester-Sein in der EINEN Menschheit
(Pastor Meinolf Wacker, Kamen)
In seiner Fastenbotschaft 2018 schreibt Papst Franziskus an alle Frauen und Männer guten Willens auf der ganzen Erde: „Wenn ihr wie wir darüber betrübt seid, dass die Gesetzlosigkeit in der Welt überhandnimmt; wenn ihr besorgt seid über die Kälte, welche die Herzen und die Taten lähmt; wenn ihr seht, wie der Sinn des gemeinsamen Menschseins verloren geht, dann verbindet euch mit uns, um gemeinsam Gott anzurufen, um gemeinsam zu fasten und gemeinsam mit uns das zu geben, was ihr könnt, um den Brüdern und Schwestern zu helfen!“

Mehr und mehr entdecken wir in Kamen, dass die vielen Menschen, die ihre Heimat aus Not und Angst verlassen mussten, für uns ein „Weg Gottes“ sind. In ihnen – egal welcher Konfession, welcher Religion und welcher Überzeugung – begegnet uns Jesus. Was uns Menschen eint, ist unsere „Zelt-Existenz“ in der Einen Menschheit. Immer neu sind wir eingeladen, innerlich und äußerlich aufzubrechen und Altes zu lassen und einander Heimat zu bieten. Weil sie sich auf den Weg gemacht hatten, wurden die Heiligen Drei Könige von einer sehr großen Freude erfüllt. Diese Freude erleben auch wir immer wieder.

Meinolf Wacker ist Pastor im Pastoralverbund Kamen-Kaiserau. Im Workshop teilt er seine Erfahrung mit den Teilnehmenden, als Glaubende miteinander unterwegs zu sein. Und es gibt so manche frohmachende Entdeckung!